VST-Plugins und Effekt-Apps

Multieffekt-Software für Gitarre und Bass

In der Regel berichten wir auf unserer Seite über Hardware-Multieffektgeräte für Gitarre und Bass. Seit einigen Jahren gibt es allerdings auch sehr brauchbare Softwarelösungen für das Simulieren von Verstärkern und Gitarreneffekten. Diese Art von Software existiert einerseits in der Form von Standalone-Programmen, andererseits als Plugins für gängige Digital Audio Workstations (DAWs) - und oft können die Programme sogar beides. In diesem Ratgeberartikel wollen wir dir einige beliebte kostenpflichtige und kostenlose Produkte aus diesem Bereich vorstellen.

Was spricht für Gitarreneffekte per Software?

Du fragst dich als Gitarrist an dieser Stelle wahrscheinlich, warum du dir Software für Gitarreneffekte überhaupt ansehen solltest, wo es doch bereits so viele bewährte Multieffektgeräte und Bodentreter zu diesem Zweck gibt. Für eine Softwarelösung gibt es allerdings gute Gründe:

  • Flexibilität: Auch wenn viele Multieffektgeräte sich durch Firmwareupdates mit neuen Features versorgen lassen: Das geschieht nicht unbedingt regelmäßig und der Grundumfang wird durch die verwendete Hardware vorgegeben. Dieses Problem hat Software nicht. Doch nicht nur die Anzahl an verfügbaren Verstärkersimulationen und Effekten ist bei Software enorm, auch die Einstellungsmöglichkeiten sind in der Regel wesentlich umfangreicher als bei Hardwarelösungen. Da Schnittstellen für Plugins standardisiert sind, können darüber hinaus Plugins unterschiedlichster Hersteller zusammen verwendet werden.
  • Preis: Die meisten der Apps und Plugins, die wir in diesem Artikel vorstellen, kosten weniger als 200 Euro, viele sogar deutlich weniger - und manche sind gleich ganz umsonst. Natürlich kannst du auch für unter 200 Euro schon ein ordentliches Multieffektgerät bekommen, mit der Qualität der Soundengines der großen Software-Anbieter können günstige Multieffektgeräte aber oft nicht mithalten.
  • Heimstudio in ordentlicher Qualität: Willst du zu Hause selbst Musik aufnehmen, kommt die Abnahme deines physischen Verstärkers per Mikrofon eher nicht infrage. Zu diesem Zweck bietet es sich an, direkt ein unverzerrtes Signal in deine DAW zu spielen und danach dann professionelle Effekte auf die Spur anzuwenden. Viele der hier vorgestellten Plugins sind für genau diese Art der Anwendung konzipiert worden.
  • Das Setup im Koffer: Es gibt mittlerweile durchaus einige Musiker, die sich den logistischen Alptraum ersparen, ihren ganzen Zoo an Geräten und Equipment zu jedem Gig zu schleppen. Mit einigen der Profi-Bundles für Effektsoftware brauchst du nicht viel mehr als deine Gitarre und einen Laptop oder ein iPad, um deinen Sound überall mit hinzunehmen.

Ehrlicherweise müssen wir hier aber erwähnen, dass es auch bei der Verwendung von Multieffektsoftware für die Gitarre nicht ganz ohne Hardware geht. Theoretisch könntest du deine Gitarre sicher auch einfach so per 6,3-zu-3,5-mm-Klinkenadapter direkt an deine Soundkarte im PC anschließen. Freude wirst du damit allerdings keine haben. Die Eingänge der meisten Soundkarten sind für andere Frequenzbereiche ausgelegt. Was du dir also zusätzlich anschaffen musst, um Softwarelösungen nutzen zu können, ist ein sogenanntes Audiointerface.

Die meisten solcher Audiointerfaces werden einfach per USB mit deinem PC oder Mac verbunden und bieten meist mindestens einen Hi-Z-Instrumenteneingang, an den du direkt deine Gitarre oder deinen Bass anschließen kannst. Brauchbare USB-Audiointerfaces gibt es schon für um die 100 Euro. Beliebte Kandidaten sind beispielsweise das Scarlett Solo von Focusrite für den Computer und iRig HD 2 oder iRig Pro I/O von IK Multimedia für iPads.

Ein heißer Tipp von uns: Besitzt du bereits ein Multieffektgerät für deine Gitarre, so lohnt sich ein Blick ins Handbuch, ob eine eventuell vorhandene USB-Schnittstelle auch als USB-Audiointerface verwendet werden kann. In dem Fall kannst du einfach dein Multieffektgerät als Interface verwenden und musst dir nicht zwingend ein separates Gerät anschaffen.

Kostenpflichtige Multieffekt-Software

In diesem Abschnitt stellen wir die unserer Meinung nach besten und beliebtesten VST-Effekt-Plugins und Apps in Sachen Verstärkersimulationen vor, für die du etwas bezahlen musst. Weiter unten in diesem Artikel präsentieren wir aber auch noch ein paar gute kostenlose Alternativen.

Native Instruments Guitar Rig 6 Pro

Das Berliner Unternehmen Native Instruments dürfte den meisten Musikern, die sich schon einmal mit Instrumenten-Plugins für DAWs beschäftigt haben, ein Begriff sein. Auch für Gitarristen hat Native Instruments schon seit nunmehr über 15 Jahren das Guitar Rig im Angebot, das es mittlerweile in Version 6 gibt und eine große Auswahl an Verstärkersimulationen und Effekten dabei hat. Das Guitar Rig 6 Pro ist im Prinzip eine All-in-one-Lösung, die für jeden Geschmack den richtigen Sound dabei haben dürfte. Die Soundqualität ist wie von Native Instruments gewohnt herausragend.

Die Software für Windows und Mac simuliert insgesamt 21 verschiedene Verstärker, über 25 dazu passende auf Impulse-Response-Technologie basierende Cabinets, 15 Distortion-Effekte, zwölf Modulationseffekte, elf Reverb- und sechs Delay-Effekte, außerdem Effekte wie Bitcrusher, Chorus und Phaser. Mithilfe sogenannter Container lassen sich mehrere Effekte zu Multieffektpaketen kombinieren, was die Verwaltung deutlich bequemer macht. Fast alle Verstärker und Effekte sind bei Guitar Rig 6 übrigens (auch wenn sie in der UI anders heißen) bekannten physischen Gerätschaften nachempfunden, beispielsweise von Marshall, Vox oder Boss.

Guitar Rig 6 Pro kostet derzeit 199 Euro als Neukauf und 99 Euro als Update von der Vorgängerversion. Enthalten ist das Guitar Rig auch in Native Instruments Komplettpaket "Komplete", das je nach Edition jedoch gleich mit 549 bis 1600 Euro zu Buche schlägt. Guitar Rig 6 Pro lässt sich als Standalone-Anwendung benutzen oder als Plugin in den Formaten AU, AAX und VST für 64-Bit-Windows- und Mac-Systeme.

Positive Grid BIASFX 2

Mit einem Preis von 99 Euro deutlich günstiger als Guitar Rig 6 Pro ist BIASFX 2 von Positive Grid. Die Software spielt klanglich ungefähr in derselben Liga und hat mit 60 Verstärkern sowie 100 Effektpedalen ein sogar noch etwas größeres Angebot an Simulationen im Gepäck. Ähnlich wie bei den anderen hier vorgestellten Multieffektprogrammen simuliert BIASFX zahlreiche bekannte Verstärkermodelle, was zwar an der Optik in der UI erkennbar ist, aber nicht unbedingt an deren Namen. Mit 120 vorgefertigten Presets lädt die App zum Experimentieren mit unterschiedlichen Stilen ein.

BIASFX zwei gibt es für Windows und Mac als Standalone-Programm sowie als Plugin in den Formaten AU, AAX, VST2 und VST3. Eine Besonderheit: Auch iPad-Besitzer müssen bei BIASFX nicht außen vor bleiben. So gibt es die App für iPadOS und iOS jeweils ab Betriebssystemversion 11.

IK Multimedia AmpliTube 5

Auch AmpliTube gibt es nicht nur für Windows und Mac, sondern zusätzlich in einer leicht abgespeckten Version für das iPad. IK Multimedia ist besonders im Apple-Ökosystem für seine diversen USB-Audiointerfaces für iPad und iPhone vielen ein Begriff. AmpliTube 5 simuliert über 400 bekannte Verstärker- und Effektgeräte für Gitarre und Bass und reiht sich damit in die Rundum-Sorglos-Sparte wie BIASFX2 und Guitar Rig 6 Pro ein. Klanglich gefallen uns BIASFX und Guitar Rig ein klein bisschen besser, das ist aber natürlich auch Geschmackssache.

AmpliTube 5 gibt es für den Desktop in 4 unterschiedlichen Editionen, die von kostenlos bis 399 Euro reichen.

Line 6 Helix Native

Multieffektgeräte von Line 6 haben wir auf unserer Seite schon mehrfach vorgestellt. Mit Helix Native gibt es jedoch dieselbe grandiose Soundengine der Helix-Geräte auch in einer Softwareversion. Helix Native läuft auf Windows- und Mac-Systemen und wird in den Schnittstellenformaten AU, AAX und VST angeboten. Die Software simuliert über 300 Verstärker, Cabinets, Mikrofone und Effekte.

Klanglich ist Helix Native definitiv ganz weit oben angesiedelt und gehört mit zum besten, was es auf dem Markt gibt. Das lässt sich Line 6 aber auch gut bezahlen. Für Helix Native musst du rund 400 US-Dollar berappen. Eine kostenlose 15 Tage lauffähige Trial-Version gibt es auf der offiziellen Website zum Download.

Weitere kostenpflichtige Apps und Plugins

Neural DSP dürfte vor allem Freunde von gepflegten Metalsounds begeistern, die kein Rundum-Sorglos-Paket benötigen. Das Unternehmen bietet eine Auswahl an sogenannten "Archtetype"-Plugins, die den Sound von Bands und Musikern wie Gojira, Tim Henson oder Plini simulieren. Für Bassisten gibt es außerdem das Plugin Darkglass Ultra, das die Vintage- & B7K-Ultra-Bassverstärker simuliert. Alle Plugins kosten um die 100 Euro und haben einen herausragenden Klang.

Bluecat's Audio Destructor ist ein vielseitiges Plugin für verzerrte Verstärkersounds. Das Plugin kostet 79 Euro und gibt es für Windows und Mac als AU, AAX und VST.

Kostenlose Apps und Plugins

Die folgenden Apps und Plugins sind kostenlos zu haben. Das heißt jedoch nicht, dass sie einen schlechten Klang haben - im Gegenteil, viele davon sind lediglich abgespeckte Versionen von kostenpflichtigen Profi-Programmen.

Ignite Amps Emissary bietet eine gut klingende Verstärkersimulation und hat 6 IR-Dateien für Cabinets inklusive. Das Plugin-Bundle von STL Tones läuft auf Windows und Mac und gibt es in den Formaten AU, AAX und VST.

Voxengo Boogex ist ein vielseitiges Verstärker-Plugin für Mac und Windows. Es hat stolze 61 Cabinet-IR-Dateien dabei - nicht schlecht für eine kostenlose Software! Das Plugin gibt es in den Formaten AU, AAX und VST.

AmpLion Free ist wie der Name bereits verrät die kostenlose Version des Profi-Plugins AmpLion von Audified. Die Free-Version simuliert einen Mesa/Boogie Dual Rectifier mit zwei dazu passenden Cabinets in sehr guter Qualität. Die Positionierung des Mikrofons vor dem Verstärker lässt sich anpassen. Das Plugin gibt es für Windows und Mac in einer Standalone-Version oder in den Formaten AU, AAX und VST.

Bassisten werden von Audified ebenfalls mit einem kostenlos bereitgestellten Plugin beglückt, nämlich dem GK Amplification 2 LE. Das Plugin simuliert gekonnt einen Gallien Krueger MB 150 mitsamt zugehörigem Cabinet und einem Audix-D6-Mikrofon.

Fazit

Für Gitarristen gibt es mittlerweile eine große Auswahl an brauchbaren Verstärker- und Effektsimulationen in Form von DAW-Plugins und selbstlaufenden Apps. Auch Bassisten müssen nicht in die Röhre gucken, obgleich die Auswahl für sie etwas kleiner ausfällt. Die meisten Programme beziehungsweise Plugins laufen unter Windows und Mac, einige sogar auf iPads und iPhones. Selbst kostenlose Plugins taugen hier mitunter für mehr als das bloße Reinschnuppern vor dem Kauf eines Profi-Bundles.

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