Kemper Profiler Stage - Erfahrungsbericht

Kemper Profiler und Remote in kompaktem Gehäuse vereint

Mit dem Profiler Stage vereint Kemper die bisherige Profiler-Technologie (Profiler Head/Rack) mit seiner für diese Geräte konzipierten Steuerungseinheit namens Remote. Der deutsche Hersteller tritt damit in direkten Wettbewerb zu Line 6 und dessen Helix. Wie schlägt sich der Profiler Stage im Vergleich zum Helix und lohnt sich die Anschaffung eventuell auch für bisherige Head/Rack/Remote-Besitzer? Diese Fragen erörtern wir unter anderem in unserem heutigen Erfahrungsbericht zu dem 2019 erschienen Multieffektgerät von Kemper.

Funktionsumfang und technische Daten

Der Profiler Stage wurde von Kemper mit einem Gehäuse im Floorboard-Stil versehen, das sehr große Ähnlichkeiten zum Profiler Remote hat. Das 47 x 26 x 8,5 cm große und 4,6 Kilogramm schwere Gerät macht einen sehr robusten Eindruck. Im Vergleich zum Profiler Remote ist es damit ein ganzes Stück größer und schwerer, wirkt aber neben dem Line 6 Helix fast wie ein Zwerg. Die geringeren Maße sind sicher nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass der Profiler Stage ein kleineres Display als das Helix-Gerät hat und beim Stage auf ein integriertes Expression-Pedal verzichtet wurde.

Das Display des Profiler Stage ist sehr hell und lässt sich sowohl bei Sonne als auch in dunkleren Umgebungen gut ablesen. Einzig die teilweise etwas kleine Schrift in der Bedienoberfläche schmälert hier unseren guten Eindruck ein wenig. Neben dem Display findet sich auf der Oberseite vom Profiler Stage ein ganzer Zoo an Drehreglern und Knöpfen sowie 14 große Fußtaster. Das Design ist zwar optisch mit seiner Pseudo-3D-Dekoration Geschmackssache, gut durchdacht finden wir allerdings, dass die erste Reihe an Fußschaltern etwas höher liegt, weshalb sich diese mit dem Fuß bequemer drücken lassen als bei einigen anderen großen Multieffektgeräten.

Unter der Haube steckt beim Profiler Stage dieselbe Technologie wie bei der Rack- oder der Head-Version, die aufgrund ihres Aussehens oft auch als "Toaster" bezeichnet wird. Das namensgebende Feature gibt es daher auch beim Profiler Stage: Das Gerät ermöglicht das Erstellen von Profilen echter Verstärker, um diese als digitale Entsprechung komfortabler verwenden zu können. Doch auch wenn du an dem Erstellen eigener Verstärkerprofile kein Interesse hast, kann sich dieses Multieffektgerät dank zahlreicher bereits mitgelieferter Amps für dich lohnen. Selbstverständlich ist auch das Aufspielen von zusätzlichen Profilen möglich. Kemper stellt hierfür seine Rig-Exchange-Seite bereit, auf der es bereits über 17000 Profile gibt. Für das Aufspielen und die Verwaltung von Profilen über den PC kann der Rig Manager verwendet werden, eine kostenlose Software für Profiler-Besitzer.

Anschlüsse und Erweiterbarkeit

Der Kemper Profiler Stage bietet zahlreiche Anschlussmöglichkeiten. Neben der üblichen Input-Buchse im 6,3-mm-Klinkenformat bietet das Gerät auch zwei Send- und vier Return-Klinken, über die sich externe Effektgeräte in zwei Stereo-FX-Loops einbinden lassen. Der erste Send-Anschluss kann übrigens auch als zusätzlicher Ausgang und der erste Return-Anschluss als Aux-Eingang verwendet werden.

Der Profiler Stage hat als Hauptausgang zwei XLR-Anschlüsse für links und rechts, sowie einen linken und rechten 6,3-mm-Klinkenausgang. Zusätzlich gibt es noch zwei weitere L/R-Ausgänge im großen Klinkenformat für den Anschluss von Monitoren. Für Kopfhörer steht eine kleine Klinke bereit, für externe Pedale gibt es vier große Klinkenanschlüsse. Auch einen S/PDIF-Eingang und -Ausgang hat Kemper seinem Profiler Stage verpasst.

Für das Verbinden über MIDI gibt es beim Stage einen MIDI-Eingang und -Ausgang. Auf einen MIDI-THRU-Anschluss wie beim Profiler Head hat Kemper beim Profiler Stage hingegen verzichtet. Auch die Ground/Lift-Schalter und den XLR-Input gibt es bei der Stage-Version des Kemper Profiler nicht. Für die Verbindung per USB gibt es beim Profiler Stage genau wie bei der Head-Version einen USB-A-Anschluss für USB-Sticks und einen USB-B-Anschluss für die Kommunikation mit einem PC. Die Stromversorgung erfolgt über einen IEC-Kaltgerätestecker, ein zusätzliches Netzteil ist also nicht erforderlich.

Zusammengefasst hat der Kemper Profiler Stage also folgende Anschlüsse:

  • 1x Input (6,3 mm Klinke)
  • 2x Send (6,3 mm Klinke)
  • 4x Return (6,3 mm Klinke)
  • 2x XLR-Ausgang (R/L)
  • 4x 6,3-mm-Klinkenausgang (Main R/L, Monitor R/L)
  • 1x Kopfhörerausgang (3,5 mm Klinke)
  • 1x S/PDIF-Ausgang
  • 1x S/PDIF-Eingang
  • 4x Pedalanschluss (große Klinke)
  • 1x MIDI-Eingang
  • 1x MIDI-Ausgang
  • 1x USB-A-Anschluss
  • 1x USB-B-Anschluss
  • 1x Anschluss für IEC-Kaltgerätestecker

Integrierte Verstärker, Cabinets und Effekte

Der Profiler Stage kommt, wie alle Profiler-Versionen, mit einer riesigen Auswahl an mitgelieferten Werksprofilen für Verstärker und Cabinets daher. Die mehreren hundert Verstärkerprofile dürften wohl kaum Wünsche offen lassen, es sei denn du willst ein Profil für einen absoluten Exot unter den Verstärkern haben. Hier nur eine kleine Auswahl von bekannten und beliebten Verstärkern, die beim Profiler Stage verfügbar sind:

  • Vox AC30
  • Marshall JCM-800
  • Bogner Goldfinger
  • Diezel VH4
  • Fender Bassman
  • Bogner Ecstasy
  • Engl Powerball
  • Orange Rockerverb 50
  • Peavy 5150
  • Roland JC-120

Die ganze Auswahl mitgelieferter Profile kannst du übrigens einer Liste der Factory Rigs auf der Webseite von Kemper ansehen. Mit Rig ist hier die Kombination aus Verstärker, Cabinet und Mikrofon gemeint. Für fast jeden Verstärker gibt es mehrere Profile, die sich jeweils in der Wahl des Mikrofons, mit dem das Profil aufgenommen wurde, oder in der Wahl des Cabinets unterscheiden.

Falls du trotzdem noch andere Profile haben möchtest, dann hast du die Möglichkeit, diese über die Rig Manager genannte Software von Kemper per USB-Verbindung auf den Profiler Stage zu übertragen. Es gibt hier über 17000 Profile von Drittanbietern zur Auswahl, die du dir ebenfalls auch auf der Website angucken kannst.

Der Kemper Profiler Stage hat eine Signalkette, die durch dedizierte Knöpfe mit zugehöriger LED auf der Oberfläche des Geräts abgebildet ist. Zwischen Input und Output gibt es hier 4 Effektstationen vor Amp und Cabinet (A, B, C, D) und vier Effektstationen danach (X, MOD, DLY, REV).

Was den Sound an sich angeht, so ist der Profiler Stage wie seine Profiler-Vorgänger über jeden Zweifel erhaben. Wichtig zu wissen ist, dass die Qualität des Gesamtsounds natürlich auch stark vom verwendeten Profil abhängt. Die mitgelieferten Profile sind unserer Meinung nach alle von absolut hervorragender Klangqualität. Bei den auf der Website des Herstellers von Drittanbietern erstellten Profilen scheint es große Qualitative Unterschiede zu geben, aber ein Blick lohnt sich hier sicher dennoch.

Anders als bei den Profilen für Amps und Cabinets gibt es in Sachen Effekten scheinbar keine zusätzlichen Versionen zum Herunterladen. Allerdings fügt der Hersteller bei Firmwareupdates regelmäßig neue Inhalte hinzu und verbessert bestehende. Die Qualität der Effekte ist unserer Meinung nach durchgängig sehr hoch.

Kemper setzt bei den Effekten nicht auf altbekannte Stangenware, sondern bietet eine Simulation, die je nach Einstellung den Klang eines bekannten Pedals abbilden kann, aber auch alles, was klanglich zwischen den üblichen Verdächtigen liegt (wie bei Distortion/Overdrive z.B. Ibanez TS808, Boss OD-1). Willst du den exakten Sound eines solchen Pedals haben, dann kannst du jedoch eines der entsprechenden mitgelieferten Effekt-Presets verwenden. Eine genaue Beschreibung der wählbaren Effekte kannst du dem Handbuch für die Profiler-Serie entnehmen.

Willst du eigene Profile von Verstärkern erstellen, dann ist das mit dem Profiler Stage relativ problemlos möglich. Du musst dazu lediglich den Profiler mit dem Verstärker per Send und das Mikrofon zum Abhören mit Return verbinden und dann in den Profiling-Modus umschalten (gleichzeitig "BROWSER" und "PERFORM" drücken). Allerdings ist es nicht unbedingt ganz trivial, vernünftige Profile aufzunehmen. Die Vorgehensweise an sich ist zwar simpel, aber du benötigst dazu natürlich ein gutes Mikrofon, eine geräuscharme Umgebung und hochwertige Kabel. Wie du dabei genau vorgehen musst, wird ebenfalls recht gut im Handbuch erklärt.

Bedienung

Die Bedienung des Kemper Profiler Stage erfordert unserer Meinung nach eine kurze Einarbeitungszeit. Das liegt vor allem daran, dass das Gerät einfach unglaublich viele Knöpfe, Regler und Schalter anbietet, mit denen du dich erst einmal vertraut machen musst. Diese Vielzahl an Bedienelementen macht sich aber nach dieser Einarbeitungsphase schnell positiv bemerkbar, da fast alle Funktionen des Geräts sehr schnell durch einfaches Drücken eines Knopfes zu erreichen sind, ohne ewig durch Menüs scrollen zu müssen.

Auch die Bedienung im Stehen funktioniert recht gut, da es viele Fußschalter gibt, die sich größtenteils frei belegen lassen. Etwas schade finden wir hingegen, dass es bei dem Gerät kein Expression-Pedal gibt. Da ein Pedal für viele Effekte sehr sinnvoll ist, solltest du also bedenken, dass du für den Profiler Stage noch ein entsprechendes Pedal dazukaufen solltest, falls du noch keines hast. Positiv hervorheben möchten wir an dieser Stelle, dass der Kemper Profiler Stage gleich vier Pedalanschlüsse bietet, was mehr ist als die meisten anderen Multieffektgeräte.

Das Display des Geräts fällt einerseits positiv dadurch auf, dass es auch bei Sonne noch gut sichtbar ist. Andererseits ist es im Vergleich zum Helix doch relativ klein und auch die Schrift in der Bedienoberfläche des Displays ist an einigen Stellen recht winzig geraten, was es schwierig macht, im Stehen alle Details zu erkennen. Glücklicherweise gibt es mit dem Rig Manager auch eine PC-Software, über die du Einstellungen an dem Gerät vornehmen kannst.

Das Handbuch für Profiler-Geräte ist mit seinen über 380 Seiten sehr ausführlich und erklärt alles, was du zu dem Gerät wissen musst. Ein so ausführliches Handbuch gibt es für Multieffektgeräte leider selten. Das einzige, was unserer Meinung nach an der Dokumentation besser sein könnte ist, dass es im Handbuch quasi keine Screenshots von der Display-Oberfläche gibt.

Fazit

Der Kemper Profiler Stage ist ein absolutes Profi-Multieffektgerät mit herausragendem Klang und sehr vielen Einstellungsmöglichkeiten. Dem Namen getreu liegt das Hauptaugenmerk beim Stage (wie auch bei den anderen Geräten aus der Profiler-Serie) bei der Erstellung und Verwendung von akkuraten Verstärker-Profilen. Die Anschlussmöglichkeiten und die verfügbaren Effekte sowie die mitgelieferten Verstärker und Cabinets dürften für die meisten Gitarristen und Bassisten kaum Wünsche offen lassen.

Hast du bereits einen Kemper Profiler Head oder ein Profiler Rack, dann kann sich der Profiler Stage für dich vor allem dann lohnen, wenn du das Gerät live einsetzen möchtest. Es macht einen spürbaren Unterschied, ob du zwei oder drei Geräte mit den entsprechenden Kabeln mitschleppen musst, oder einfach nur ein Floorboard für alles verwenden kannst. Falls du also damit leben kannst, dass es beim Profiler Stage teilweise weniger oder andere Anschlüsse gibt als bei den anderen Profiler-Geräten, dann ist der Profiler Stage sicher eine Überlegung wert. Möchtest du ein Kemper-Profiler-Gerät kaufen und hast bisher noch keines, dann können wir den Profiler Stage unbedingt empfehlen, da er deutlich günstiger ist als der Profiler Head oder Rack (besonders in Kombination mit dem Profiler Remote), aber im Prinzip die gleichen Features bietet.

Im Vergleich zum Helix von Line 6 lässt sich über den Profiler Stage sagen, dass dieser sich gegenüber dem Mitbewerber nicht verstecken muss. In Sachen Soundqualität sind beide Geräte hervorragend und kaum jemand dürfte in der Lage sein, in einem Blindtest diese Multieffektgeräte klanglich von den Originalverstärkern zu unterscheiden. Ein Vorteil des Helix ist, dass dieses bereits ein Expression-Pedal mit an Bord hat und etwas günstiger zu haben ist. Dafür ist das Helix aber auch klobiger und schwerer als der Profiler Stage, woran auch ein zusätzlich für den Stage erforderliches externes Expression-Pedal nicht viel ändern dürfte. Zwei Alternativen zu Helix und Profiler Stage, die du dir angucken kannst, sind das Boss GT-1000 und das Headrush Pedalboard.

Ist dir das "Digitalisieren" deiner eigenen Verstärkersounds wichtig und du suchst ein einigermaßen kompaktes, herausragend klingendes Multieffektgerät für die Bühne, dann ist der Profiler Stage aus unserer Sicht absolut empfehlenswert.

Bei diesem Artikel handelt es sich um einen subjektiven Erfahrungsbericht. Wir haften nicht für die Richtigkeit, Aktualität und Vollständigkeit der angegebenen Informationen auf denen von uns verlinkten Seiten. Bestimmte Inhalte, die auf dieser Website angezeigt werden, stammen von Amazon. Diese Inhalte werden ‚wie besehen‘ bereitgestellt und können jederzeit geändert oder entfernt werden.

Autor: Gitarren-Effekte Team
Veröffentlicht am: 18.10.2021
Zuletzt aktualisiert: 24.10.2021

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