Boss GT-100 - Erfahrungsbericht

Bewährtes und erschwingliches Multieffektgerät

Mit dem Boss GT-100 hat der japanische Musikequipmenthersteller Roland im Jahr 2012 ein neues Flaggschiff seiner Multieffektgeräte-Reihe GT präsentiert. Was kann das mittlerweile etwas in die Jahre gekommene Gerät? Lohnt sich die Anschaffung angesichts bereits zahlreich erschienener Nachfolger noch? Wir nehmen das GT-100 in unserem Erfahrungsbericht unter die Lupe und versuchen, diese Frage für dich zu beantworten.

Funktionsumfang und technische Daten

Das Boss GT-100 ist ein Multieffektgerät im Floorboard-Design mit Abmessungen von 8 x 54,2 x 27,1 cm und knapp unter 5 Kilogramm Gewicht. Das Gehäuse wirkt auf uns robust und ordentlich verarbeitet. Typisch für Boss-Geräte präsentiert sich das GT-100 in einem eleganten schwarzen Design. Auf der Oberseite befinden sich gleich acht große Fußtaster und ein Expression-Pedal. Anders als die meisten anderen Floorboard-Geräte hat Roland dem Boss GT-100 gleich zwei monochrome Displays spendiert, die mittels acht direkt darunter angeordneter Drehknöpfe bedient werden. Auf der Stirnseite des GT-100 befindet sich ein wahrer Zoo an Anschlüssen, auf den wir weiter unten noch einmal im Detail eingehen.

Betrieben wird das GT-100 mit einem beigelegten Netzteil. Ein Batteriebetrieb wird, wenig überraschend für ein Gerät dieser Größe, nicht angeboten. Neben den grundlegenden Verstärkersimulationen und Effekten gibt es beim GT-100 natürlich auch ein integriertes Stimmgerät. Ein einfacher Looper ist ebenfalls beim Multieffektgerät von Boss mit dabei, einen Drumcomputer suchten wir hier allerdings vergeblich - stattdessen gibt es nur ein einfaches Metronom. Der Looper nimmt 38 Sekunden in mono auf und kann sowohl vor die Effekte als auch nachgeschaltet werden, sodass du beispielsweise auch verschiedene Effekte für einen geloopten Part ausprobieren kannst.

Sound-Engine und Signalverarbeitung

Bei der Sound-Engine und der Verarbeitung der Audiosignale zeigt sich leider doch ein wenig das Alter des Geräts. Anders als bei den heutigen Flaggschiffen von Boss, die mit 32 Bit und 96 kHz Samplingrate daherkommen, werkelt das Boss GT-100 noch mit 24 Bit und lediglich 44,1 kHz. Das heißt nicht, dass der Sound des Geräts schlecht ist, aber ganz auf der Höhe der Zeit ist es natürlich nicht mehr.

Als Audio-Engine kommt beim GT-100 eine im Vergleich zu Vorgängergeräten modernisierte Version von COSM zum Einsatz. Aktuellere Multieffektgeräte des Herstellers verwenden hingegen das neuere Augmented Impulse Response Dynamics (AIRD). In unseren Ohren klingt AIRD doch noch ein Stück besser als COSM, besonders was die Dynamik des Sounds angeht. Dafür werden beim GT-1000 dann aber auch mehrere Hundert Euro mehr verlangt. Die COSM-Engine im GT-100 macht unserer Meinung nach auch heute noch eine gute Figur und muss sich soundtechnisch zu diesem Preis auch nicht verstecken.

Ein- und Ausgänge

Das Boss GT-100 bietet auf seiner Stirnseite eine große Auswahl an Anschlüssen. Dazu zählen neben dem üblichen Instrumenten- und Aux-Eingang auch eine FX-Loop mit Ground-Lift-Schalter, ein MIDI-Eingang und -Ausgang, ein USB-Anschluss, ein Anschluss für zusätzliche Pedale oder Fußschalter und ein Amp-Control-Anschluss, über den du den Kanal deines Verstärkers wechseln kannst, falls dieser das unterstützt.

Auf der Ausgangsseite gibt es einen Stereo-Ausgang in der Form große Klinke, der auf dem linken Kanal auch als Monoausgang fungieren kann. Kopfhörer lassen sich ebenfalls über eine große 6,3-mm-Klinke anschließen. Auf einen XLR-Ausgang musst du beim GT-100 leider verzichten. Auch hierin zeigt sich wohl, dass das Gerät schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat.

Noch einmal zusammengefasst gibt es beim GT-100 also diese Anschlüsse:

  • 1x Input (6,3 mm Klinke)
  • 1x Aux-Input (3,5 mm Klinke)
  • 1x Stereo-Ausgang R + L/Mono (große Klinke)
  • 1x Kopfhörerausgang (große Klinke)
  • 1x FX-Send und -Return (große Klinken)
  • 1x Amp-Control (große Klinke)
  • 1x Pedal-Anschluss (große Klinke)
  • 1x USB-Anschluss
  • 1x MIDI-In
  • 1x MIDI-Out
  • Netzteilanschluss für das mitgelieferte Netzteil

Der USB-Anschluss kann beim GT-100 für eine Verbindung zum PC oder Mac verwendet werden. Boss stellt wie bei seinen anderen Multieffektgeräten auch die Tone-Studio-Software zur Verfügung, über die du Presets verwalten und neue Inhalte von der Boss-Tone-Central-Website nachladen kannst. Über die USB-Verbindung kann das GT-100 auch als USB-Audio-Interface und somit zur Aufnahme in eine DAW deiner Wahl verwendet werden. Auch das Senden und Empfangen von MIDI-Signalen zwischen GT-100 und PC ist möglich.

Für die Verwendung des GT-100 als USB-Audio-Interface bietet Boss drei Varianten an. Zum einen kannst du darüber natürlich den vom GT-100 produzierten Sound aufnehmen. Zum anderen ist es aber auch möglich, dass du per Dry-Out-Modus lediglich das "trockene" Gitarrensignal per USB an den Rechner weiterreichst, während das mit Effekten belegte Signal weiterhin über die anderen Ausgänge abgegeben wird. Die dritte und eine unserer Meinung nach sehr interessante Möglichkeit ist das sogenannte Reamping. In diesem Modus wird per USB die Audio-Ausgabe deiner DAW an das GT-100 gesendet, mit den Effekten versehen und danach sowohl über die herkömmlichen Ausgänge des Geräts ausgegeben als auch per USB zurück an die DAW geschickt. Sehr praktisch!

Effekte, Amps und Presets

Das GT-100 wurde von Boss mit mehr als 25 Vorverstärkersimulationen und einer breiten Auswahl von Effekten ausgestattet. Aus diesen Amps und Effekten hat Boss 200 vorgefertigte Presets gebastelt, die für so gut wie jeden Geschmack etwas dabei haben dürften. Verändern lassen sich die vorinstallierten Presets beim GT-100 übrigens nicht. Stattdessen gibt es 200 weitere freie User-Patches, auf denen du Variationen der vorinstallierten Patches abspeichern oder ganz eigene bauen kannst.

Alle verfügbaren Verstärker und Effekte kannst du dir übrigens auch schon vor dem Kauf ansehen, indem du einen Blick in das von Boss zur Verfügung gestellte PDF mit Effekt-Parametern wirfst. Auch für die mitgelieferten Presets liefert Boss eine praktische Liste im PDF-Format, die du dir bei Interesse einmal näher anschauen kannst.

Folgende Effekte und Amps sind beim GT-100 unter anderem mit im Gepäck:

  • Wah
  • Compressor
  • Overdrive und Distortion
  • Chorus und Reverb
  • Limiter
  • Pitch Shifter
  • Sitar-Simulator
  • Phaser, Flanger, Tremolo und Rotary
  • Roland JC-120 (Verstärker)
  • Fender Twin Reverb (Verstärker)
  • MESA/Boogie Dual Rectifier (Verstärker)
  • Bogner Uberschall (Verstärker)
  • Orange Rockerverb (Verstärker)

Die Bedienung

Das Boss GT-100 lässt sich dank seiner zahlreichen Fußschalter recht bequem im Stehen bedienen. Über die Fußtaster können nicht nur Bänke und Presets ausgewählt werden, sondern auch Looper, Stimmgerät und Metronom eingeschaltet und bedient werden. Dadurch eignet sich das GT-100 auch sehr gut für Live-Auftritte, sofern du bei deinem Setup nicht auf XLR-Anschlüsse direkt am Gerät angewiesen bist.

Eine Repräsentation der Effektkette in Form von Knöpfen oder ähnlichen Bedienelementen, wie sie heute bei vielen Multieffektgeräten üblich ist, findet sich auf der Oberseite des Geräts nicht. Stattdessen wird diese nur auf den beiden Displays dargestellt, wenn diese in den entsprechenden Modus versetzt werden. Das macht den Zugriff auf die Effekte und deren Aktivieren und Deaktivieren für unser Empfinden leider ein wenig umständlicher als bei manchen Konkurrenzgeräten.

Insgesamt gestaltet sich die Bedienung unserer Meinung nach relativ unkompliziert, könnte aber wie gesagt an einigen Stellen etwas direkter sein. Die Entscheidung von Roland, beim GT-100 zwei Displays einzubauen, mutet etwas unorthodox an, funktioniert aber alles in allem ordentlich.

Die Dokumentation des Herstellers für das GT-100 ist übrigens vorbildlich. Neben den bereits angesprochenen Parameter- und Preset-Listen gibt es ein ausführliches Handbuch, das alles Wesentliche anschaulich anhand von Abbildungen und Screenshots erklärt.

Fazit

Das Boss GT-100 ist ein etwas in die Jahre gekommenes ehemaliges Flaggschiff des bekannten Multieffekte- und Verstärkerherstellers. Die Betagtheit des Geräts zeigt sich in erster Linie bei den technischen Eckdaten der Signalverarbeitung sowie daran, dass auf einen Drumcomputer und auf XLR-Ausgänge verzichtet wurde. Der Sound des Geräts ist unserer Meinung nach aber nach wie vor hervorragend und du musst hier im Vergleich zu den neueren Multieffektgeräten mit AIRD nur kleinere Abstriche machen. Gut gefällt uns am Boss GT-100 neben seinem Sound auch die bequeme Bedienung im Stehen über zahlreiche Fußschalter und die Anschlussmöglichkeit für externe Fußschalter und MIDI-Geräte.

Suchst du für einen erschwinglichen Preis ein sehr gut klingendes Multieffektgerät mit ordentlicher Konnektivität und kannst dabei auf XLR und Drum-Machine verzichten, dann können wir dir das GT-100 auf jeden Fall empfehlen.

Bei diesem Artikel handelt es sich um einen subjektiven Erfahrungsbericht. Wir haften nicht für die Richtigkeit, Aktualität und Vollständigkeit der angegebenen Informationen auf denen von uns verlinkten Seiten. Bestimmte Inhalte, die auf dieser Website angezeigt werden, stammen von Amazon. Diese Inhalte werden ‚wie besehen‘ bereitgestellt und können jederzeit geändert oder entfernt werden.

Autor: Gitarren-Effekte Team
Veröffentlicht am: 02.11.2022
Zuletzt aktualisiert: 02.11.2022

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